Die ganzheitliche Betrachtung des Menschen, also das Verständnis über die Wechselwirkung von Körper, Geist und Seele ist mir ein grosses Anliegen. Was macht den Menschen gesund oder krank? Sind es allein körperliche Symptome oder spielen Gedanken und Gefühle dabei auch eine Rolle? Wie wirken sich Lachen, Glücksgefühle und positive Erwartungshaltung auf einen kranken Menschen aus? Wie beeinflusst Stress, Angst oder negative Erwartungshaltung unser Immunsystem?
Eine mir nahestehende Person wurde bereits vor drei Wochen positiv auf das Coronavirus getestet. Sie konnte die Viruserkrankung gut zuhause auskurieren. Während eines Telefongesprächs sagte mir die Person: «Zuerst fühlte ich mich einfach krank. Dann wurde mir aufgrund des Alters empfohlen einen Test zu machen. Sobald ich die Diagnose «Corona» hatte, änderte sich sofort meine Wahrnehmung. Ich musste aufpassen, mich nicht kränker zu fühlen als ich effektiv war. Ich musste an Bilder denken. Bilder von Spitälern in Italien oder von Intensivstationen, Bilder von schwerkranken Menschen welche beatmet werden mussten. Das tat mir nicht gut. Von da an entschied ich mich, kein Fernseher mehr zu schauen, keine Zeitung mehr zu lesen und kein Radio mehr zu hören. Ich entschied mich, viel Positives zu lesen, viel zu lachen, gut zu mir und zu meinen Gedanken zu schauen. Ich war einfach krank und bald würde es mir besser gehen.»
Viele kennen mittlerweile den Begriff «Placebo»: Menschen haben weniger Schmerzen nach der Einnahme eines Scheinmedikamentes nur weil sie glauben, dass sie ein Schmerzmittel erhalten haben. Dies funktioniert auch bei Scheinbehandlungen oder Scheinoperationen. Das wurde mehrfach wissenschaftlich belegt.
Was die Person im obigen Beispiel beschreibt ist der sogenannte grosse Bruder des Placebos: der «Nocebo». Dieses Phänomen ist zurzeit noch etwas weniger erforscht. Dennoch konnte man nachweisen, dass eine rein verbale oder visuelle Information oder negative Erwartungshaltung einen Menschen krank oder kränker machen kann als er effektiv ist. Zum Beispiel entwickeln Patienten Nebenwirkungen nur weil sie diese gelesen haben oder sie entwickeln Symptome einer Krankheit nur weil sie Angst davor haben.
Der Einfluss von Gefühlen, Erwartungen oder Prägungen auf körperliche Symptome und auf das Immunsystem des Menschen werden seit mehreren Jahren in der noch eher unbekannten Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie (PNI) erforscht. Untersuchungen von unterschiedlichen Forschungsgruppen zeigen, dass unser Immunsystem in ständiger Wechselwirkung mit unseren Gedanken, unserem Verhalten und unseren Gefühlen steht. So können Phänomene wie Placebo und Nocebo wissenschaftlich erklärt werden.
Könnte diese neue Wissen aus der Forschung der Schulmedizin nicht helfen, den Menschen ganzheitlicher zu betrachten? Für Alternativmediziner ist dieses Gedankengut nichts Neues. Seit Jahren dient das Erfahrungswissen über die Wechselwirkung von Körper, Geist und Seele als Grundlage für die Behandlung von Menschen. Hauptsächlich basiert dieses Wissen auf Erfahrung und nicht auf klassischer Forschung. Dies ist der Hauptkritikpunkt der Schulmedizin gegenüber der Alternativmedizin: fehlendes, evidenzbasiertes Wissen.
Wäre es jetzt nicht an der Zeit, dass die Schulmedizin und die Alternativmedizin urteilsfrei altes und neues Wissen, erforschtes und erfahrenes Wissen gemeinsam nutzen um den Mensch mit all seinen Facetten in den Mittelpunkt zu rücken und so die individuelle und gesellschaftliche Gesundheit zu stärken? Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass wir in Zukunft alle gemeinsam eine Medizin gestalten können, in der nicht gegenseitige Verurteilung, Geld oder Neid im Vordergrund stehen, sondern das gemeinsame Betrachten des Menschen im Mittelpunkt seiner Beschwerden, seines Denkens und seines Fühlens.
Ich hoffe ich konnte mit diesem Beitrag ein paar Anregungen bieten für eine entspannte Reflexion über die individuelle ganzheitliche Gesundheit.
Unten sind ein paar interessante Links zu diesem umfänglichen Thema aufgeführt.
Für individuelle Gesundheits-Beratungen bin ich gerne für euch da.
Härzlich
Ariana Heldstab
Die Medizin konzentriert sich rein auf den Körper. Doch das ist nicht genug. Denn so wie Muskeln, Sehnen und Wirbel miteinander verbunden sind, so sind auch Körper und Seele als eine Einheit zu betrachten. Mich interessiert der Mensch als Ganzes. In all seinen Eigenheiten. Und ich weiß, dass genau hier der Schlüssel zu einer besseren, individuelleren und erfolgreicheren Medizin liegt.
–Univ.-Prof. Dr. Dr. Christian Schubert
Literatur
- Mind over Medicine – Warum Gedanken oft stärker sind als Medizin | Dr. med. Lissa Rankin
- Was uns krank macht Was uns heilt | Univ.-Prof. Dr. Dr. Christian Schubert
- Nocebo | Die dunkle Seite der menschlichen Einbildungskraft
- Homöopathie | Placebos als bessere Medizin
- Wie der Nocebo-Effekt uns krank macht
- Psychoneuroimmunologie: Zusammenhang von Kopf, Seele und Immunsystem
- Video zum Thema Nocebo | ZDF, Abenteuer Forschung zum Thema Nocebo