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Praxis geschlossen… und jetzt?

Mittels Newsletter vom Erfahrungsmedizinischen Register wurden wir Therapeuten als Direktbetroffene der Covid-19-Massnahmen ermuntert, offen über unsere aktuelle Situation zu sprechen. Gerne möchte ich meine Gedanken mit euch teilen.

Aus wirtschaftlicher Sicht bedeutet die Praxisschliessung von einem Tag auf den andern kein Einkommen mehr. Die geschäftlichen Fixkosten laufen normal weiter. Dank dem Hilfspaket des Bundes haben Selbständige, welche ihre Tätigkeit einstellen mussten, einen Anspruch auf Corona-Erwerbsersatzentschädigung. Ich habe die Erwerbsersatzentschädigung beantragt und erhielt am 3.4.2020 eine Ablehnung. Obwohl ich seit zwei Jahren nicht mehr als Physiotherapeutin arbeite wurde mir mitgeteilt, dass ich «nur» indirekt betroffen bin und aktuell kein Anrecht auf Erwerbsersatzentschädigung habe. Meine Einsprache ist eingereicht und ich hoffe auf ein erneutes Überprüfen.

Nachtrag 24.04.2020:
Meine Einsprache wurde glücklicherweise rasch bearbeitet, dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe nun doch Anrecht auf Corona-Erwerbsersatzentschädigung. Ich bin erleichtert, dankbar aber auch ernüchtert. Die Entschädigung beträgt knapp die Hälfte meines sonstigen Umsatzes. Damit decke ich meine geschäftlichen Fixkosten, einen «Lohn» auszahlen kann ich mir kaum. In dieser Krise müssen wohl viele Selbständigen auf private Reserven zurückgreifen und dann, trotz anfänglich verminderter Anfrage, irgendwie den Umsatz steigern um Ruhe am Ende des Finanz-Strudels zu sichten.

Mein Partner und ich sind gleichermassen für Familienbudget und Betreuung unseres Sohnes verantwortlich. Er ist auch selbständig und darf glücklicherweise noch arbeiten. Während ich aktuell zu 100% zuhause bin, arbeitet er auf Hochdruck. Wir werden diese Krise managen. Aber haben alle Selbständigen dieselbe Flexibilität, dieselben Ressourcen wie wir? Laut des Schweizer Wirtschaftswissenschaftler und Journalist Werner Vontobel sind die Unternehmungsführer und die Selbständigen (vor allem die indirekt Betroffenen) die grossen wirtschaftlichen Verlierer dieser Krise. Betrachte ich diese Realität mit meinem grossen Sinn für Gerechtigkeit komme ich schon etwas ins Grübeln.

Und nebst der wirtschaftlichen Sicht? Gesundheitsfachpersonen, welche aufgrund der Covid-19-Massnahmen nicht mehr arbeiten können, wurden aufgefordert sich in Gesundheitsinstitutionen für Freiwilligenarbeit zu melden. Seit Beginn der Krise stehe ich auf verschiedenen Listen. Bis anhin wurde ich nicht kontaktiert. So bleibt mir etwas mehr Zeit, mich dem aktuellen Geschehen zu widmen. Ich bin immer mal wieder am Nachlesen und Nachdenken. Vor allem die medizinischen und gesellschaftspolitischen Hintergründe dieser Zeit interessieren mich sehr. Mir in diesen Tagen eine eigene Meinung zurecht zu legen bedeutet für mich Freiheit und Bildung.
Ich vermisse den direkten Kontakt zu meinen Kunden und Kundinnen. Meine Tätigkeit als Therapeutin ist für mich ein wichtiger Ausgleich zu Familie und Freizeit. Mir fehlt die Arbeit mit den Händen, der damit verbundene Denk- und Fühlprozess und die guttuende Atmosphäre unserer Praxis.

Gesundheit basiert meiner Meinung nach auf einer Balance von Körper-Geist-Seele (mehr dazu in meinem vorherigen Bericht) und genau das ist auch ein Grund, weshalb ich vor- während und nach den Behandlungen viel erkläre und anrege. So kam ich auf die Idee, meine Gedanken, mein Wissen und meine Erfahrung trotz Krise mit euch zu teilen – hier, auf diesem Blog.

Meine Familie und ich verbringen wie immer die meiste Zeit draussen in der Natur. Singend, lachend und blödelnd schicken wir viel Positives in die Welt– weil wir wissen, dass uns das körperlich, geistig und seelisch gesund und glücklich hält.

Härzlich
Ariana Heldstab

Wir brauchen Luft und Sonne, Luft verdünnt die Viren und Sonne mit UV Licht tötet sie.

Die einzige Art, gegen die Pest zu kämpfen, ist die Ehrlichkeit

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